Wie sah Ihre Laufbahn nach dem Abschluss am TGM aus?
Bundesherr (Reserveoffiziersausbildung, letzter Dienstgrad MjrdIntD), Studium Betriebswirtschaft an der WH, Kesselwärter, Textilreiniger
Wie sind Sie zu einer Entscheidung gekommen, was Sie nach Ihrer Matura machen sollen?
Unterstützung meiner Eltern für die Studienzeit, Vorbild war mein Vater
Hat Ihnen die Ausbildung am TGM im Leben weitergeholfen?
Die Zeit am TGM war durch eine sehr intensive Klassengemeinschaft positiv geprägt. Auch die sehr guten Lehrkräfte haben uns geprägt und mehrere Mitschüler haben nach der Matura und dem Bundesheer gemeinsam an der WH ein Studium begonnen und auch abgeschlossen, meist in Mindestzeit. Das TGM hat uns sehr viel abverlangt, sodass das Studium leichtgefallen ist. Jeder von uns hat nebenbei gearbeitet.
Was war Ihr Plan vor Ihrem jetzigen Beruf? Hätten Sie gedacht, dass Sie Geschäftsführer werden?
Nach Ende des Magisterstudium war mein Plan eine Laufbahn an der WH anzustreben. Ein schwerer Autounfall meines Vaters hat es notwendig gemacht in dem bereits seit 1954 bestehenden Wäschereibetrieb mitzuarbeiten. Dies war nur für einige Monate geplant, aus diesen Monaten im Jahr 1974 ist es eine Lebensaufgabe geworden. Gemeinsam mit meiner Mutter und Schwester wurde der Betrieb mit 15 Mitarbeiter zu einem Unternehmen mit 200 Mitarbeiter ausgebaut. Mein Hauptbereich war Großteils der technische Bereich unseres Unternehmens. Unser Unternehmen hat sich ab 1976 begonnen von einer Wäscherei für Privathaushalte zu einem Unternehmen für die Versorgung von Hotel, Gesundheitswesen und Industrie zu verwandeln. Durch den Erwerb von Nachbarliegenschaft und mehreren Bauphasen konnte die Betriebsfläche von 150 m² im Jahr 1954 auf 6000 m² 2021 ausgeweitet werden. In den 80-Jahren wurde mit der Vermietung von Wäsche begonnen. 1990 wurde eine Reinraumanlage für die Sterilisation von OP-Wäsche in Betrieb genommen und das Unternehmen wurde damit zum Hersteller von Medizinprodukten. 1993 wurde eine Erweiterung um eine Anlage zur Herstellung von Reinraumwäsche in Betrieb genommen. Heute ist die Betriebsleistung zu 95% im Bereich Mietwäsche tätig. Unser Unternehmen ist nach den Regeln des Medizinproduktegesetz zertifiziert. Zusätzlich befinden wir uns derzeit in einem neuen Zertifizierungsverfahren nach ISO 9001:2015 und ISO 14001:2015. Seit mehr als 12 Jahren nehmen wir am ÖKOPROFIT-Programm der Stadt Wien teil und wurden 2011 mit dem Umweltpreis der Stadt Wien ausgezeichnet. 2015 wurden wir vom KSV 1870 im Rahmen des ALC zum besten Betrieb „goldener Mittelbau“ ausgezeichnet für Wien und Gesamtösterreich. 2020 wurden wir Sieger im Bereich „Beste Familienbetriebe“ in Wien. Die Herausforderungen der Pandemie konnten wir bisher bewältigen, obwohl durch Schließung der Fremdenverkehrsbetriebe im Wirtschaftsjahr 2020/2021 24,5% Umsatzeinbruch zu verzeichnen gewesen ist. In dieser Zeit hat sich bewährt, dass wir über eine sehr hohe Eigenkapitalausstattung verfügen und keinerlei Kredite beanspruchen. Es wurden jahrelang nur Investitionen getätigt, welche aus dem Cashflow möglich waren. Getreu meines Vaters Grundsatz:
„Man kann nur ausgeben, was vorher verdient worden ist. Mein Vater stammt von einer Waldviertler Bauernfamilie. Der Hof wir in 16-ter Generation betrieben. Nachweislich seit 1604. Neben der Arbeit im Betrieb habe ich im Bereich der Wirtschaftskammer ab 1980 Tätigkeiten aufgenommen. Keineswegs geplant wurde ich über die Innungsarbeit 1995 zum Vizepräsidenten der Wirtschaftskammer Wien gewählt und im Jahr 2000 zum Bundesspartenobmann für das Gewerbe der Wirtschaftskammer Österreich gewählt. Im Jahr 2002 wurde ich Vizepräsident der UEAPME (Verband der europäischen Klein- und Mittelbetriebe und Einer der vier Sozialpartner der EU). Ab 2007 wurde ich Präsident der UEAPME. Diese Funktion ist für maximal 4 Jahre begrenzt und wurde bis 2010 wahrgenommen. Wichtig für mich war, dass ich trotz Tätigkeit in diesen Funktionen immer im Unternehmen tätig war und den Praxisbezug nie verloren habe. Von 1995 bis 2018 habe ich die Wiener Wirtschaftskammer im Wiener Arbeitnehmer Förderungsfond (WAFF) vertreten und war von 2012 bis 2018 im Landesdirektorium des AMS für die Wirtschaftskammer Wien tätig.
Wie wird man Geschäftsführer?
Das TGM hat uns gelehrt „lernen zu lernen“. (Unser Mechaniklehrer DI Bauer hat immer gesagt: „Ihr könnt bei der Schularbeit alle Bücher verwenden, ihr müsst nur den Inhalt umsetzen können“
Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
Mein Arbeitstag beginnt um ca. 07:45 und endet zwischen 17:30 oder später. Immer neue Themen machen den Alltag sehr kurzweilig.
Wie lässt sich Ihr derzeitiger Beruf mit Familie und Freundeskreis vereinbaren?
Wenn man nicht Arbeitsleid empfindet, sondern die Arbeit als einen Teil der Lebensqualität empfindet, so ergeben sich positive Empfindungen. Wir sind ein Familienbetrieb und meine Schwester, ihr Lebensgefährte (über 80 Jahre), sowie meine Nichte und ihr Ehemann arbeiten im Betrieb zusammen. Meine Nichte und ihr Ehemann (hat die HTL berufsbegleitend abgeschlossen-Abendschule! und auch die Meisterprüfung für Textilreinigung mit Auszeichnung bestanden! Die beiden werden das Unternehmen weiterführen. Die Nachfolge ist geregelt und in bäuerlicher Tradition werden meine Schwester und ich auch keinerlei Zahlungen beanspruchen, um die finanzielle Substanz des Unternehmens nicht zu belasten. Zurzeit sind zwar meine Schwester und ich bereits „Pensionisten“ aber die Zusammenarbeit der Generationen ist sehr schön. Auch einige meinen Studienkollegen sind noch immer aktiv in ihren Unternehmen.
Was sind die positiven Eigenschaften Ihres Berufs?
Die täglichen Herausforderungen und die Möglichkeiten der Umsetzung eigener, oder gemeinsam erarbeiteten Ideen.
Was sind die negativen Eigenschaften Ihres Berufs?
Die manchmal sehr bürokratischen Einflüsse des Staates und die Problematik, dass unsere Mitarbeiter weniger Nettoauszahlung zum Monatsende erhalten, als das Unternehmen und die Mitarbeiter pro Monat an den Staat zu entrichten haben. Die Belastung der Faktor Arbeit ist zu hoch und vor allem in Dienstleistungsbetrieben eine enorme Belastung!
Was könnte eine Motivation für jungen Damen sein, die sich nicht sicher sind, eine Ausbildung mit technischem Hintergrund anzufangen?
Die Technik hat sich mit der Zunahme der digitalen Einflüsse so verändert, dass dies auch für Frauen eine abwechslungsreiche Aufgabe darstellen kann. In der Technik ist die einzige Konstante die Veränderung. Es ist nicht beurteilbar, wo wir in 5 Jahren stehen. Es gilt die Herausforderungen der Entwicklungen anzunehmen.
Was würden Sie Ihrem „Alten Ich“ sagen?
Für mich war dieser Weg nicht von Anfang geplant. Lediglich geplant war der Besuch des TGM, Bundesheer mit Reserveoffiziersausbildung und das Studium. Der Eintritt in das elterliche Unternehmen war in den 70-er Jahren gar nicht attraktiv. In diesen Zeiten war eigentlich ein Eintritt bei einem multinationalen Konzern „modern“ und auch wurden wir in der Studienzeit von Multis umworben. Es herrschte ein Mangel an Technikern und Wirtschaftsfachleuten. Der Eintritt in ein Wäschereiunternehmen mit 15 Mitarbeiter war nicht wirklich eine Attraktion. Dass dies trotzdem eine sehr interessante Aufgabe werden konnte, hat sicherlich auch mit eigenen Ideen zu tun und mit der gestellten Aufgabe haben sich die Anforderungen an die Arbeit stetig verstärkt. Der Erfolg hat beflügelt und die gemeinsame Arbeit der Familie und den Mitarbeitern war und ist interessant.
Beispielsweise war der Aufbau einer EDV eine besonders schöne Aufgabe. Beginn mit einer IBM S23 /64 KB Hauptspeicher als Einplatzsystem im Jahr 1983 und heute ein System mit 100 EDV-gestützten Arbeitsplätzen und der Kennzeichnung unserer Wäschestücke mit RFID-Chips, welche eine lebenslange Historie jedes Wäschestück ermöglichen. Eigenentwicklung von Lesekabinen, um einen vollen Container mit Wäsche über RFID lesen zu können. Betrieb eines eigenen Cloudsystem. Momentane Aufgabe „wie schütze ich den Betrieb vor Cyberangriffen?“ Dazu befinden sich einige Aufgaben in Umsetzung. Es wird nicht fad! EDV-Aufgaben sind nie zu fertig!
Erlauben Sie uns, Sie noch um ein paar Schlussworte zu ersuchen?
Man kann sicherlich Pläne erstellen. Diese Pläne werden sehr oft von der Wirklichkeit verdrängt. Jede Führungsposition ist damit verbunden anstehende Aufgaben positiv zu lösen. Führung heißt die anvertrauten Mitarbeiter zu motivieren. Eine Person kann nicht alle Aufgaben selbst lösen. Führung bedeutet Vorbild zu sein, nur wenn die Mannschaft Vertrauen in die Führung hat, wird auch die Motivation der Mitarbeiter ein Team bilden und die gestellten Aufgaben gemeinsam lösen und Erfolg haben.
Glauben sie nicht, dass alle getroffenen Entscheidungen das optimale Ergebnis erbringen. Wenn zumindest der Großteil der Entscheidungen halbwegs gut gewesen sind, so ist dies bereits ein Erfolg. Seien sie selbstkritisch und sprechen sie mit ihren Mitarbeitern über anstehende Probleme. Es kann durchaus sein, dass damit die Problemlösung besser erfolgt. Nutzen sie die Denkansätze ihrer Mitarbeiter. Im Team geht’s meist besser!