MMag. Dr. Petra Stolba

Organisationsberaterin

Selbstständig

Selbstständig

MMag. Dr. Petra Stolba

Organisationsberaterin

Mein Name ist Petra Stolba und ich bin gerade im besten Alter (3.10.1964). Die Wurzeln meiner beruflichen Laufbahn und meiner persönlichen Entwicklung liegen im TGM, genauer in der Sil 84. Für alle, die mit der Abkürzung nun gar nichts anfangen können: bei Silikattechnik geht es um Baustoffe, Keramik, Porzellan, etc. Also alles, wo halt Kieselsäure (Silikat) vorkommt. Und das ist genau das, was ich mein ganzes Berufsleben lang zwar nie aktiv gemacht, aber von der Ausbildung ganz wesentlich profitiert habe.

Wie sah Ihre Laufbahn nach dem Abschluss am TGM aus?

Zuerst dachte ich ja, dass der Chemie-Nobelpreis auf mich wartet und daher ging es an die TU (Studium der Technischen Chemie). Doch schon während des Studiums wurde umgesattelt: an der WU ein Universitätslehrgang für Werbung und Verkauf, dann an der Graphischen die Ausbildung zur Fotografin und ein Studium der Publizistik an der Uni Wien, ein Doktorat in Politikwissenschaft und ein Abschluss in Betriebswirtschaftslehre an der WU folgten – und das immer berufsbegleitend. Da ungeheure Reiselust auf unzureichendes Budget traf, wurde ich zunächst Reiseleiterin und dann folgten viele unterschiedliche Stationen im Tourismus. Unter anderem in einer Landestourismusorganisation (Niederösterreich), im Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit als Abteilungsleiterin für Grundsatzpolitik im Tourismus, als Geschäftsführerin der Bundessparte Tourismus in der WKÖ und schließlich 15 Jahre lang bis 2021 Geschäftsführerin der Österreich Werbung (nationale Tourismusmarketingorganisation). Aktuell bin ich selbständige Organisationsberaterin und versuche, meine Erfahrungen gut weiterzugeben.

Wie sind Sie zu einer Entscheidung gekommen, was Sie nach Ihrer Matura machen sollen?

Ehrlich gesagt war es keine klare Entscheidung, vielmehr habe ich vieles ausprobiert und bin meinem Herzen gefolgt (was meine Eltern manchmal wohl zur Verzweiflung brachte). Das Wichtigste ist für mich, neugierig und leidenschaftlich zu sein – dann kommen die richtigen Dinge zur richtigen Zeit. Immer mit offenen Augen und Ohren durch die Welt gehen, sich auch etwas zuzutrauen und trotzdem am Boden bleiben. Viele Gespräche führen – und dabei auch zuzuhören. So gesehen habe ich sehr viele Vorbilder, denn aus jedem Gespräch, aus jeder Begegnung kann man etwas für sich selbst mitnehmen.

Hat Ihnen die Ausbildung am TGM im Leben weitergeholfen?

Als die Schulauswahl anstand, ging mein Vater mit mir zum Tag der offenen Türe des TGM (damals war das TGM noch im 9. Bezirk). Mich hat diese Mischung aus “Technik und Töpfern” interessiert (klugerweise stellt sich die Abteilung mit dieser Ausbildungsmischung vor!) und daher wurde ich eines von 30 Mädchen am TGM (damals waren wohl rund 3.000 Burschen an der Schule). Die Ausbildung war eine ganz wichtige Bereicherung und entscheidend für mein ganzes Leben: die technische Ausbildung schulte meinen Verstand und prägt meine strukturierten Zugänge (auch zu ganz anderen, gesellschaftlichen Fragestellungen) bis heute. Wenn ich mich aktuell mit Themen wie Klimawandel und Mobilität beschäftige, habe ich eine breite Wissensbasis, die ich dem TGM verdanke.

Was war ihr Plan vor ihrem jetzigen Beruf?Was war Ihr Plan vor Ihrem jetzigen Beruf? Hätten Sie gedacht, dass Sie selbständige Organisationsberaterin werden?

Ich denke, es gibt unterschiedliche Wege, um zu seinem Lebensziel – zu einem erfüllten Leben – zu kommen. Die einen wissen ganz genau, was sie werden wollen und verfolgen das zielstrebig. Die anderen wissen nicht, genau, was sie werden wollen, sind aber trotzdem konsequent in dem, was sie gerade tun. Dazu gehöre ich. Mir war immer wichtig, zu gestalten. Jede berufliche Station hat sich dabei irgendwie aus der anderen ergeben – gepaart mit neuem Wissen, das ich mir durch ständige Weiterbildung aneigne. Auch jetzt suche ich mir immer wieder neue spannende Themen und vertiefe mich darin. Der Rest ergibt sich dann von selbst! Der Schlüssel zum Erfolg ist (wie schon erwähnt) Neugierde und Leidenschaft – und immer das Beste aus der jeweiligen Situation zu machen.

Wie wird man selbständige Organisationsberaterin?

Ich würde mich als Managerin bezeichnen. Dazu braucht es Liebe zum Menschen (etwa wenn es um Empowerment des Teams geht), aber auch Visionskraft (damit alle auch in eine gleiche Richtung marschieren) und (in meinem Kontext) muss man Komplexität mögen. Viele Stakeholder und Abhängigkeiten – dafür braucht es ein hohes Maß an Abstraktionsvermögen, um dabei den Überblick zu behalten, Auch eine wichtige Lernerfahrung, die ich dem TGM verdanke.

Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?

Als Managerin ist der Tag gut gefüllt mit den unterschiedlichsten Tätigkeiten. Und nein, Kaffee trinken und Zeitung lesen habe ich damit nicht gemeint!
Sehr viel Abstimmungen, Sitzungen und Kommunikation mit den unterschiedlichsten Gesprächspartnern tagsüber und abends dann Zukunft denken, Konzepte schreiben und vor allem viel lesen, neues Wissen aneignen und interessante Gespräche führen…. Also meine Arbeitstage enden immer so gegen 22, 23 Uhr. Da mich aber ehr viel interessiert, empfinde ich das nicht als Arbeit, sondern als Bereicherung. Und genieße dann umso mehr, wenn ich mir am Wochenende Zeit für mich nehme!

Wie lässt sich Ihr derzeitiger Beruf mit Familie und Freundeskreis vereinbaren?

Bei aller Freude am Gestalten und Bewirken – das Wichtigste im Leben ist dennoch die Familie aus meiner Sicht. Ich habe erst lernen müssen, sich dafür (und auch für sich selbst) ausreichend Zeit zu nehmen. Was mir heute schon sehr gut gelingt…

Was sind die positiven Eigenschaften Ihres Berufs?

Ich liebe es, jeden Tag spannende neue Dinge zu erfahren, Dinge zu vernetzen und Ideen Raum und Gestalt zu geben. Und Antworten auf neue Fragen zu finden, neue Menschen kennen zu lernen und meine Welt immer ein Stück weit größer zu machen.

Was sind die negativen Eigenschaften Ihres Berufs?

Jede Tätigkeit hat auch Routineaufgaben, die wenig gestaltend sind. Aber halt trotzdem auch gemacht gehören…

Was könnte eine Motivation für jungen Damen sein, die sich nicht sicher sind, eine Ausbildung mit technischem Hintergrund anzufangen?

Die Antwort auf diese Frage ist mir ganz besonders wichtig: ich bin ganz sicher, dass eine technische Ausbildung in gewisser Art und Weise einen anderen Zugang zur Welt und ihrer Phänomene ermöglicht. Und dass genau diese Fähigkeit zur Abstraktion immer wichtiger werden wird. Ich möchte daher ausdrücklich jede Schülerin einladen, sich eine technische Ausbildung zu überlegen und zum Beispiel das TGM zu absolvieren. Nicht jeder Tag an der Schule ist einfach – aber wer es schafft, bekommt Zutrauen in die eigenen Kompetenzen und Fähigkeiten. Und das verleiht Selbstvertrauen und Kraft!

Was würden Sie Ihrem „Alten Ich“ sagen?

Ich denke, im Leben gibt es nicht Richtig oder Falsch. Wichtig ist, dass man in einer Situation gewissenhaft ist, sich Entscheidungen nicht leicht macht, gut nachdenkt – aber dann auch durchzieht. Das Schlechteste ist, nichts zu tun, nicht zu entscheiden.

Erlauben Sie uns, Sie noch um ein paar Schlussworte zu ersuchen?

Ich würde gerne mit meinem Lieblingszitat enden, das von Martin Buber stammt:
Alles wirkliche Leben ist Begegnung.

Nur in der Begegnung mit dem Anderen, mit der Natur, mit der Welt begegnet man sich selbst. Dafür aufgeschlossen sein und zuzuhören, ist tatsächlich Lebens-Aufgabe.

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