Mein Name ist Ramin BAHADOORIFAR, ich bin 24 Jahre alt und war Schüler von 2012 bis 2017 in der Abteilung Informationstechnologie im TGM. Derzeit studiere ich im 5. Semester des Bachelorstudiengangs Software Engineering an der Fachhochschule Oberösterreich, Campus Hagenberg. Nebenbei bin ich sowohl als Freelancer selbständig als auch 14 h beim Standard als Mediengestalter tätig.
Wie sah Ihre Laufbahn nach dem Abschluss am TGM aus? Wie sind Sie zu einer Entscheidung gekommen, was Sie nach Ihrer Matura machen sollen?
Wie bei vielen, habe ich nach meinem Schulabschluss mein Zivildienst ableisten müssen. In dieser Zeit durfte ich sehr viele wertvolle Erfahrungen sammeln. Besonders, wenn es um zwischenmenschliche Kommunikation geht, wie es in meinem Fall war, kann der Zivildienst eine große Bereicherung für die zukünftige Berufslaufbahn als auch für das Leben im Allgemeinen sein. Nach meinem Zivildienst war ich mir sehr unsicher, wie es in meinem Leben weitergehen soll: Ein Studium schien mir zunächst nicht das Richtige zu sein, also versuchte ich, meinen Traum von der Selbstständigkeit zu verwirklichen und mein eigener Chef zu sein, der seinen eigenen Regeln folgt und seinen Tag selbst gestalten kann. Obwohl ich bereits einige Projekte in Angriff genommen hatte, stellte ich nach zwei Jahren fest, dass mir noch bestimmte Fähigkeiten fehlten, die für die Durchführung einiger Projekte erforderlich waren. Also beschloss ich, meine IT-Ausbildung doch noch fortzusetzen, um mir das fehlende Wissen anzueignen. Zwischendurch habe ich auch versucht, an der WU Wirtschaft zu studieren, aber nie mit 100%iger Überzeugung.
Wieso es letztendlich auf Hagenberg hinauslief? Einige meiner Verwandten waren schon in Hagenberg gewesen und konnten nur Gutes darüber erzählen. Es war sehr gut, aus meiner gewohnten Umgebung in Wien herauszukommen: auf eigenen Beinen stehen zu müssen und einen neuen Freundeskreis aufzubauen.
Hat Ihnen die Ausbildung am TGM im Leben weitergeholfen?
Auf jeden Fall! Im Studium merkt man den Unterschied zwischen Studenten, die eine allgemeine Ausbildung, und denen, die vorher eine IT-Ausbildung hatten. Da man bereits das Grundverständnis für viele Themen in der IT kennt, kommt man viel leichter in neue Themen rein. Einige Fächer habe ich sogar durch meine TGM-Ausbildung angerechnet bekommen.
Wie wird man Freelancer und Mediengestalter?
Ich bin neben meinem Studium als Freelancer tätig. Das bedeutet, dass ich einige kleine Projekte habe, welche nicht sehr viel Zeit in Anspruch nehmen, und ich meine gewonnenen Kenntnisse vom Studium ausüben kann. Weiters bin ich beim Standard 14 h/Woche als Mediengestalter tätig, um mich mit einem stetigen Einkommen finanziell abzusichern. Die Arbeit hat relativ wenig mit meinem Studium zu tun, jedoch stört mich das gar nicht, da es auch mal gut ist sich abseits der IT zu beschäftigen.
Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?
Meine Arbeit beim Standard habe ich mitten in der Pandemie begonnen, als mein Studium auf Distance Learning umgestellt wurde. Dadurch konnte ich neben meinem Studium im Home-Office meine Tätigkeit beim Standard drei Tage die Woche nachgehen. Meine Arbeitszeiten habe ich an meine Vorlesungszeiten angepasst, sodass ich, so gut wie möglich, nicht mein Studium behindere. Zwischendurch lasse ich mir dann etwas Zeit für meine Freelance-Projekte, jedoch sehr unregelmäßig.
Was sind die positiven Eigenschaften Ihres Berufs?
Eindeutig die finanzielle Unabhängigkeit und nicht anderen zur Last fallen. Das ist mir besonders wichtig, da ich vor meinem Studium mich sehr auf die Unterstützung meiner Eltern verlassen habe und dies nicht wiederholen will. Das ist aber eine persönliche Entscheidung, welche ich für mich getroffen habe.
Was sind die negativen Eigenschaften Ihres Berufs?
Neben einem Vollzeit-Studium einer Beschäftigung nachzugehen, welche zusätzlich mind. 14 h/Woche erfordert, ist sehr schwer. Dadurch geht zwar sehr viel Freizeit drauf, jedoch ist mir, wie gesagt, die finanzielle Unabhängigkeit wichtiger.
Was könnte eine Motivation für jungen Damen sein, die sich nicht sicher sind, eine Ausbildung mit technischem Hintergrund anzufangen?
Es ist sehr schade, dass MINT-Berufe noch immer sehr Männer-Dominiert sind. Dennoch steigt der Frauenanteil mit jedem Jahr mehr, da sich die Branche im Aufbruch befindet. Ich hoffe, dass sich mehr Frauen sich von Vorurteilen nicht beeindrucken lassen und ihren Interessen nachgehen. Es gibt bereits genug Studien, welche sogar belegen, dass gemischte Gruppen erfolgreicher agieren als reingeschlechtliche.
Was würden Sie Ihrem „Alten Ich“ sagen?
Niemals zu denken, dass es für irgendetwas zu spät ist, und den Weg zum Ziel genauso zu schätzen, weil er meist bedeutender sein kann.
Erlauben Sie uns, Sie noch um ein paar Schlussworte zu ersuchen?
Beim Studieren geht es nicht nur um die Ausbildung, sondern auch um die Leute, die Erfahrungen und die Abenteuer, die man in dieser Zeit kennenlernt. Ich kann nur jedem empfehlen, das Studentenleben wirklich zu genießen, denn diese Chance bekommt man nur einmal im Leben. Auch wenn es im Moment wegen der Pandemie sehr schwierig ist, ein richtiges Studentenleben zu führen, sollte man dennoch das Maximum aus dem Möglichem rausholen.
