Ing.in Michaela Roth-Gion

Technische Direktorin

Klinik Ottakring

Klinik Ottakring

Ing.in Michaela Roth-Gion

Technische Direktorin

Wie sah Ihre Laufbahn nach dem Abschluss am TGM aus?

Ich wollte unmittelbar nach dem Abschluss zu Arbeiten beginnen. Das habe ich auch getan. In einem KFZ-Elektrik Betrieb in Wien. Parallel dazu habe ich mich schon bei der Stadt Wien um eine Stelle als Medizintechnikern beworben. Die „Technischen Servicezentren“ (Abteilungen Medizintechnik) waren zu dieser Zeit in den Krankenhäusern der Stadt Wien gerade im Aufbau und suchten Personal. Im April 1985, als 10 Monate nach meiner Matura begann ich in meinem damaligen Traumjob zu arbeiten.  

Wie sind Sie zu einer Entscheidung gekommen, was Sie nach Ihrer Matura machen sollen?

Ich wollte so schnell wie möglich Geld verdienen und unabhängig sein. Da war es klar, dass Studieren keine Option war. Ich war mir auch völlig klar darüber als Technikerin in einem Krankenhaus arbeiten zu wollen. Den Krankenhausbetreib hatte ich bei einer Ferialpraxis kennengelernt.

Hat Ihnen die Ausbildung am TGM im Leben weitergeholfen?

Ein klares JA. Schon die Erwähnung des Namens TGM hat mir Türen geöffnet. 

Was war Ihr Plan vor Ihrem jetzigen Beruf? Hätten Sie gedacht, dass Sie Technische Direktorin in einem Schwerpunktkrankenhaus werden?

Eine richtige Karriereplanung hatte ich nie. Auf Grund meines Wissens, meiner Leistung und meines Einsatzes kam ich bald in Führungspositionen. Danach ergab es sich von selbst. Von der Basismitarbeiterin zur stellvertretende Leiterin Der Abt. Medizintechnik, Leiterin der Betriebstechnik, Stellvertretende Leiterin Einkauf Medizintechnik, Leiterin Medizintechnik und seit 2007 bin ich Technische Direktorin an der Klinik Ottakring, ehemals Wilhelminenspital. Dabei hat mich mein Weg in mehrere Krankenhäuser geführt.

Wie wird man Technische Direktorin?

Es beginnt mit einem Interesse an, bzw. einem Talent für Technik und einer Technischen Ausbildung. Das können eine HTL, eine FH oder auch ein Studium sein. Vorzugsweise in einer Fachrichtung die den Klinikbetrieb und die Medizintechnik schon in der Ausbildung berücksichtigt. Mit einiger Erfahrung lohnt es sich immer noch weitere Ausbildungen zu machen. Wie zum Beispiel die Ausbildung zur/zum akademischen Krankenhausmanger*in. Auf diesem Weg ist es ratsam sich immer wieder für andere und höhere Positionen zu bewerben. Das schafft Erfahrung und macht einem zur/zum Spitzenkandidat*in bei Bewerbung als Technische/r Direktor*in.

Wie sieht ein Arbeitstag bei Ihnen aus?

Dienstübergabe ist im Krankenhaus um 7:00 Uhr. Das fängt auch das Leben in der Technik an. Wenn ich in der Früh komme, erhalte ich als erstes eines Statusbericht. Gab es in der Nacht nennenswerte Ereignisse. Wie sieht der Personalstand aus. In Covidzeiten wird auch der Bettenbelag im Krankenhaus besprochen. Der weitere Tag ist ausgefüllt mit Entscheidungen, Besprechungen, Organisation, Projekten und Planungen. Die Themen Mitarbeiter*innenführung, Sicherheit und Budgetverantwortung begleitet mich als Direktorin permanent.

Wie lässt sich Ihr derzeitiger Beruf mit Familie und Freundeskreis vereinbaren?

Als ich Direktorin wurde waren meine beiden Söhne zum Glück schon in einem selbstständigen Alter. Das hat es leichter gemacht. Führungskraft, Familie Freundeskreis und Hobby sind nur mit großer Disziplin und strengem Zeitmanagement und mit Unterstützung der Familie unter einen Hut zu bringen.

Was sind die positiven Eigenschaften Ihres Berufs?

Die Verbindung zwischen sozialer Aufgabe und Technischem Beruf. Er bietet die Möglichkeit für Gestaltung, Innovation, soziale Kompetenz real leben, Ausbildung junger Menschen, Teamarbeit und Abwechslung.

Was sind die negativen Eigenschaften Ihres Berufs?

Ein Krankenhaus ist 24h, 7Tage die Woche geöffnet und in Volletrieb. Da gibt es keinen Stillstand und technische Probleme können immer auftreten. Es kommt immer wieder vor, dass ich in der Nacht ins Spital muss und gemeinsam mit meinem Team ein Problem lösen muss, damit die Patient*innenbetreuung nicht gefährdet ist.

Was könnte eine Motivation für jungen Damen sein, die sich nicht sicher sind, eine Ausbildung mit technischem Hintergrund anzufangen?

An alle jungen Damen und Mädchen: Traut Euch! Wir haben genauso viel technisches Talent und Verständnis wie die Buschen und jungen Männer! Die Technik ist ein sehr weites und vielfältiges Gebiet, das von der manuellen Tätigkeit bis zum Technischen Management reicht. Die Technik ist ein Bereich, der nie langweilig wird, immer spannend und innovativ bleibt und im Krankenhaus immer sinnvoll zum Einsatz kommt. Ein Krankenhaus ohne Technik gibt es nicht.

Was würden Sie Ihrem „Alten Ich“ sagen?

Lebe Deine Talente. Interessiere Dich weiter für Dinge, die Du nicht kennst. Bleibe Deinen Werten treu und sei Dir bewusst, dass alles seine Zeit hat und braucht. Denk daran, dass es IMMER mind. zwei Lösungen gibt.

Erlauben Sie uns, Sie noch um ein paar Schlussworte zu ersuchen?

Ich würde mich heute genauso entscheiden wie vor 35 Jahren. Ich würde wieder in die Krankenhaustechnik gehen. Es ist ein Geschenk jeden Tag zu wissen, wofür man arbeitet – für die Gesundheit der Menschen!

Die Technik im sozialen Bereich wird immer mehr und vielfältiger. Wir brauchen gute Techniker*innen mit sozialem Engagement. Und es ist ganz gleich welche Technische Ausbildung man hat. Krankenhaustechnik lernt man im Krankenhaus.

LG

Michaela Roth-Gion

Wien 09.02.2022

Fotocredit – Wilhelminenspital, Fotograf Bernhard Noll

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